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Die diesjährige STELLA*23 Sichtungsperiode startete am 01.01.2022 und endet am 31.12.2022.
In diesem Zeitraum sichtet die STELLA*23 Jury intensiv um die herausragendsten Stücke aus dem Jahr 2022 zu nominieren.
Zum bereits 16. Mal machte sich die Jury auf die Suche nach herausragendem Theater für Kinder und Jugendliche in Österreich. Wie in den Jahren zuvor sichtet die Jury die Premieren des Jahres. Die Sichtungsperiode begann am 01. Dezember 2022 und endet am 31. Dezember 2022. Die Jury nominiert Produktionen in den Kategorien „Herausragende Produktion für Kinder“, „Herausragende Produktion für Jugendliche“, „Herausragende darstellerische Leistung“, „Herausragende Ausstattung“ und „Herausragende Musik“ sowie dem „Sonderpreis der Jury – Partizipative Projekte“.
Herausragende Produktion für Kinder
STELLA*23 Preisträger*in:
STELLA*23 Jury Begründung:
Spiel auf Zeit“ ist ein ver-rücktes Spiel rund um Spiel auf Zeit Nichts, Alles und DEN Moment. Hier wird nicht nur die Zeit gemessen, sondern auch der Puls unserer
Herausragende Produktion für Gesellschaft gefühlt. Unter der Regie von Kajetan Kinder Uranitsch begeistern Desi Bonato, Chiara Bartl-Salvi, Simon Schober und Felix Kislich mit einer Stunde voller witziger Momente, Spielfreude und philosophischer Fragen.
In einer Welt, die oft von der Hast des Alltags und der ständigen Jagd nach der Zeit beherrscht wird, schafft „Spiel auf Zeit“ einen Raum, in dem wir innehalten und über den Ursprung und die Natur der Zeit nachdenken können. Es beginnt mit einer scheinbar einfachen Frage: Wo und wann beginnt die Zeit? Ein Stück, das die Zeit dehnt, verdichtet und in all ihren Nuancen erlebbar macht. Es reflektiert die Unberechenbarkeit und den Witz des Lebens und zeigt, wie kostbar und gleichzeitig vergänglich unsere Zeit ist. Mit unermüdlichem Enthusiasmus und beeindruckendem Talent erforscht das Ensemble die verschiedenen Facetten der Zeit. Sie nehmen uns mit auf eine Zeitreise, die nicht immer den direkten Weg wählt, sondern Umwege und Irrwege erkundet. Dabei offenbaren sie den Humor, der sich in den unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Zeit verbirgt. Es ist ein Spiel zwischen dem Chaos und der Präzision, mit unglaublich viel Charme. Möge dieses Stück weiterhin die Zeit für diejenigen verändern, die es erleben. Herzlichen Glückwunsch!
Herausragende Produktion für Jugendliche
STELLA*23 Preisträger*in:
STELLA*23 Jury Begründung:
Wahrscheinlich inspiriert von Virginie Despentes (Sexualität/Unterdrückung/Frausein im Jahrhundert- als frau bin ich eher King Kong als Kate Moss) entwerfen Fanny Brunner, Vivienne Causemann, Daniel Angermayer, Jan Preissler und Andreas Hutter in der Kooperation von Vorarlberger Landestheater mit dreizehnterjanuar Freie Theaterproduktion die Figur King Kong Vivienne, der es bereits mit ihrem ersten Auftritt als King Kong gelingt, eine eindeutige geschlechtliche Zuschreibung zumindest infrage zu stellen. So beginnt eine schlüssige und authentische Performance, die Ursachen und Umstände der lebensbedrohenden Krankheit Anorexie klug beleuchtet, von Vivienne Causemann großartig und sehr berührend gespielt wird und dabei nie ihren bisweilen tiefschwarzen Humor verliert: „Wenn man dünn ist, kann man mehr raum einnehmen, weil man eh fast nicht existiert“. Da Anorexie zunehmend junge Frauen zwischen 14 und 22 betrifft und da 40 Prozent aller jungen Frauen in Österreich laut Umfragen nicht mit ihrem Aussehen zufrieden sind und sich medial manipuliert veranlasst fühlen, ihre Körper vermeintlich zu optimieren, ist das Thema akut und auch im eigentlichen Sinn politisch. Wenn der unerschrockene Protest gegen neoliberale Zwänge und der Wille zur Selbstbefreiung mit soviel Tiefe, Witz, Wandlungsfähigkeit und vielseitiger Musikalität erzählt werden, dann ist das hilfreich und entlastend und verdient eine Auszeichnung. Danke !
Herausragende darstellerische Leistung
STELLA*23 Preisträger:
STELLA*23 Jury Begründung:
Tschick“ von Wolfgang Herrndorf kennt man. Entweder man hat den Roman gelesen oder eine Theateradaption gesehen – schließlich war es auf so gut wie allen Spielplänen. Oder man kennt den Leistung Kinofilm von Fatih Akin. Doch „Tschick“ als Oper? Als Roadopera? Mit jungen Darsteller:innen für ein jugendliches Publikum? Ist das nicht sehr textlastig?
Doch sehr! In der Staatsoper hat jeder Sitzplatz ein Display, auf dem man das Libretto mitlesen kann. Das ist bei Felix Pacher nicht nötig. Der Darsteller der Titelrolle singt extrem wortdeutlich und kraftvoll und sein sonorer Bass dringt scheinbar mühelos in die letzten Winkel der Staatsoper.
Aber Felix Pacher ist nicht nur ein ausgezeichneter Sänger, sondern auch ein großartiger Spieler. Er verkörpert den Tschick mit großer Authentizität, Aufmerksamkeit und Ambivalenz. Er hört und sieht in klarer Haltung zu, täuscht nichts vor, sondern atmet und lebt die Figur, ist immer präsent, nimmt sich trotzdem zurück und beeindruckt durch ein natürliches Timing. Gesang und Körper bilden eine organische Einheit. Standbein, Spielbein, stumme Jule, wegorganisiert in einem Tableau, verstohlene Blicke zum Dirigenten – all das gibt es nicht. Felix Pacher besticht durch ein überwältigendes Mitteilungsbedürfnis, klettert während schwieriger Gesangspassagen mühelos auf Bühnenelementen herum, hantiert souverän mit kleinteiligen Requisiten, baut Kulissen um und reagiert wie selbstverständlich auf alle Impulse der Kolleg:innen. Mit der „Coming-Out Arie“ trifft er mitten ins Herz. Hier macht es am meisten Sinn, die Musik als Transportvehikel für unsagbare Gefühle zu verwenden. Wenn diese darstellerische Qualität der neue Standard für die junge Musiktheatergeneration ist, dann braucht man sich um die Zukunft der Oper keine Sorgen machen. Herzlichen Glückwunsch!
Herausragende Ausstattung
STELLA*23 Preisträger:
Für uns Herausragend ist „Mehr als alles auf der Welt der Welt“ in der Inszenierung von Suzanne Andrade durch das komplett animierte, digitale Bühnenbild von PAUL BARRiTT das Assoziationen, Farbe, Bewegung mit viel Poesie und Präzision, sehr detailreich aufwendig und liebevoll im Comicstil komponiert und Hand in Hand mit fünf wunderbaren Schauspielern originell, bildgewaltig mit vielen Überraschungsmomenten die Geschichte der 13- jährigen Kim samt ihrer bemerkenswerten Familie auf die Bühne und dem Publikum näher bringt. Zirkuslöwen, Piraten, tickende Uhren, die Animation eines kleinen Jungen, der als gleichwertiger Partner mit seinen Schauspielkollegen agiert und sich am Ende auch verbeugt – dieses perfekt umgesetzte, rasante, sich permanent verändernde Bühnenbild macht das Theatererlebnis zu etwas sehr Besonderem.
Herausragende Musik
STELLA*23 Preisträger:
STELLA*23 Jury Begründung:
Regisseur Yosi Wanunu und seine „toxic dreams“ haben ein Libretto aus Schriftstücken und Manifesten realer Amokläufer und Schul-Attentäter verfasst, um dem Phänomen der school shootings auf den Grund zu gehen. Die Herausforderung bestand darin, diese verstörenden Schriften künstlerisch zu interpretieren, ohne den Massenmördern eine Plattform zu bieten. Martin Siewert komponierte ein Musical basierend auf diesen Frustrationstexten – ein Anti-Musical über Anti-Helden. Ohne dabei aber in die Ironiefalle zu tappen. Das Ergebnis ist ein konsequent durchgeplantes Konzeptalbum, eine Rockoper, ein durchgehender Soundtrack. In einem Setting aus „Klassenfeind“, „Die Welle“ und „Club der toten Dichter“ lässt die großartige Live-Band Einflüsse von „The Who“, die Hammondorgel von „Deep Purple“ und das Elektrorauschen von „Trent Reznor“ erkennen. Die Musik variiert zwischen treibend und sperrig, raubeinig und zart, als auch atmosphärisch sowie rhythmisch-rezitativ. Die fünf Darsteller präsentieren ihre Songs sowohl im Solo als auch im Ensemble und agieren in der knapp 2-stündigen Vorstellung wie aus einem Guss. Martin Siewert erhält den Preis für die herausragende Musik demnach nicht nur für die Komposition, sondern auch für die musikalische Umsetzung. Gleichzeitig möchten wir an dieser Stelle die Gesamtproduktion als äußerst sehenswert erwähnen. Herzliche Glückwünsche an Martin Siewert und an das gesamte Team!
Spezialpreis der Jury – Partizipative Projekte
STELLA*23 Preisträger*in:
STELLA*23 Jury Begründung:
Für das mitreißende Musical „Grimm! – Die wirklich wahre Geschichte von Rotkäppchen und Ihrem Wolf“ verleihen wir heute den Stella Preis- ein herausragendes Herausragendes Partizipatives partizipatives Projekt. Dieses Stück ist das Ergebnis Projekt von einem halben Jahr intensiver Workshops und Proben unter der Leitung von Heidi Leutgöb. Was dieses Musical so besonders macht, ist der überwältigende Enthusiasmus der engagierten Darstellerinnen und Darsteller, der sich in jeder Szene spüren lässt. In „Grimm!“ wird die wahre Geschichte von Rotkäppchen und dem bösen Wolf neu interpretiert. Die Dorfbewohner, bestehend aus verschiedenen Märchenfiguren, erleben eine Achterbahnfahrt durch gesellschaftspolitische Themen wie Rassismus, Diskriminierung und gewaltfreie Kommunikation. Diese wichtigen Botschaften werden mit Humor und einer Prise Märchenzauber präsentiert, während das Stück gleichzeitig einen Diskurs über die Entstehung von Fake News bietet. Das Musical überzeugt auch durch die beeindruckende Leistung des Jugendlichen-Orchesters, das sich aus den oberösterreichischen Musikschulen zusammengefunden hat. „Grimm!“ ist es gelungen, das offensichtlich begeisterte jugendliche Publikum abzuholen und gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen.“ Herzlichen Glückwunsch an das gesamte Team!
Sonderpreis des ASSITEJ Vorstandes:
Begründung des ASSITEJ Austria Vorstandes:
Seit 1997 ist das Figurentheater Lilarum mit seinen in der österreichischen Theaterlandschaft einzigartigen Stücken im 3. Bezirk in Wien zu Hause. Bereits viel
früher von Traude Kossatz gegründet, bietet es heute unter der Leitung von Paul Kossatz großartige Inszenierungen für Kinder ab 3 oder 4 Jahren. Häufig ist das Figurentheater Lilarum der erste Berührungspunkt junger Menschen mit dem Medium Theater, sei es mit dem Kindergarten oder mit der Familie. Und dabei ist die besondere Erzählweise ein Garant für wunderbare Theatererlebnisse: Liebevoll, im eigenen Haus von Andrea Gergely gefertigte Figuren werden an Stäben
geführt, Stimmen bekannter Schauspieler*innen erwecken diese zum Leben und eigens für jede Inszenierung komponierte Musik komplettiert die Geschichte. Ergänzt wird der sorgfältig ausgewählte Inhalt durch stilvolle Bühnenbilder. Behutsam werden die jungen Zuschauer*innen mit aktuellen und brisanten Themen angesprochen ohne das jedoch ein zu stark belehrender Unterton mitschwingt. Das Figurentheater Lilarum verfügt über ein fixes Ensemble, dessen Spielfreude auf
die Kinder überspringt. Besonders ansprechend ist der Zuschauerraum gestaltet. Dort gibt es eigene Sitzplätze für Kinder und weiter hinten für Erwachsene.
Im Figurentheater Lilarum wird schon früh etwas ganz Besonderes vermittelt: Die Fähigkeit, Kunst zu erleben!
komplettiert die Geschichte. Ergänzt wird der sorgfältig ausgewählte Inhalt durch stilvolle Bühnenbilder. Behutsam werden die jungen Zuschauer*innen mit aktuellen und brisanten Themen angesprochen ohne das jedoch ein zu stark belehrender Unterton mitschwingt. Das Figurentheater Lilarum verfügt über ein fixes Ensemble, dessen Spielfreude auf
die Kinder überspringt. Besonders ansprechend ist der Zuschauerraum gestaltet. Dort gibt es eigene Sitzplätze für Kinder und weiter hinten für Erwachsene.
Im Figurentheater Lilarum wird schon früh etwas ganz Besonderes vermittelt: Die Fähigkeit, Kunst zu erleben!
2023 feiert das STELLA Festival zusammen mit dem Theater des Kindes das 50-jährige Bestehen von dieser Linzer Institution! Beim STELLA*23 wird gemeinsam mit den Festivitäten der Geburtstagsfeier des Theaters des Kindes der Freitag, 6. Oktober zu einem STELLA*23 Tag ausgerufen.
Den ganzen Tag erwarten euch interessante Talkformate und Diskussionsrunden zu den Nominierten und den relevanten Themen der Sparte Theater für junges Publikum. Als Partner fungiert auch beim diesjährigen STELLA*23 NEKUDAK welche zwei Programmpunkte anbieten.
Bei der großen Preisverleihung sowie der Geburtstagsgala am 06. Oktober im Central Linz unter Anwesenheit prominenter Gäste und Laudator*innen aus Wirtschaft, Politik und Kultur werden die Gewinner*innen der fünf Kategorien bekanntgegeben.
Bei der Preisverleihung und der Theater des Kindes Geburtstagsgala am Freitag, 06. Oktober 2023 ist der Eintritt frei.
Um Anmeldung unter office@assitej.at wird gebeten.
Hier ein schöner Artikel von Heinz Wagner auf KiJUKU.
Die STELLA*23 Nominierten im Überblick:
Herausragende Produktion für Kinder
Herausragende Produktion für Jugendliche
Herausragende darstellerische Leistung
Herausragende Ausstattung
Herausragende Musik
Sonderpreis der Jury – Partizipative Projekte
Für den STELLA*23 sprach die vierköpfige Jury, bestehend aus Magdalena Plöchl, Verena Koch, Bernadette Abendstein, Thomas Sobotka insgesamt 24 Nominierungen in 5 Kategorien sowie einer Sonderkategorie aus. Die Nominierungen erstrecken sich auf Produktionen von 19 unterschiedlichen österreichischen Theatergruppen, -häusern, -festivals aus sieben Bundesländern, die im Jahr 2022 mit ihren Ensembles herausragende Inszenierungen für Kinder und Jugendliche auf die Bühne gebracht haben. Insgesamt wurden zwischen Jänner und Dezember 2022 137 Produktionen aus ganz Österreich von der nationalen Jury wahrgenommen, gesehen und bewertet