Die
Preisträger*innen 2015

Die Preisträger des STELLA15 stehen fest!

Ein erfolgreicher STELLA15-Darstellender.Kunst.Preis für junges Publikum in Wien ging heute Abend mit der feierlichen Preisverleihung im DSCHUNGEL WIEN unter Anwesenheit österreichweiter Gäste aus Politik und Kultur zuende. Auslastungen von insgesamt 85% und begeistertes Feedback seitens des jungen Publikums und Festival-Fachbesuchern aus ganz Österreich sprechen für sich. 

Die nationale Jury, bestehend aus Constance Cauers, Martin Thomas Pesl und Miriam Schreinzer vergab die Preise in den drei Nebenkategorien wie folgt:

Herausragende Ausstattung

  • Bernhard Bauer für die Ausstattung in Der kleine hässliche VogelFollow the Rabbit, Graz

„Das Wort „Ausstattung“ klingt nicht besonders sexy. Aber eine gute Ausstattung ist es. Originalität haben alle drei nominierten Ausstattungen gemeinsam. Sie statten die von ihnen ausgestatteten Produktionen nicht nur mit Schauwerten aus, sondern mit – mindestens – einer zusätzlichen Ebene, von der die Geschichte lebt.

Die Preisträgerausstattung zeigt so viel Liebe zum Detail, dass man schon denkt: „Mehr geht nicht“, und dann geht immer noch mehr. Damit macht er einen Traum von der Schönheit traumhaft schön. Aus der für sich schon imposanten engen Bürozelle erwächst ein zwitscherndes, farbenfrohes Vogelparadies als Teil eines stimmigen Gesamtkunstwerks.“ 

Herausragende Musik

  • Robert Lepenik für die Musik in Die besseren WälderTaO! Theater am Ortweinplatz & Junges Vorarlberger Landestheater, Graz

„Alle drei Nominierungen in der Kategorie “Musik” haben zwei Dinge gemeinsam: 

zum einen Storytelling mittels Live-Musik und nicht aus der Konserve, zum zweiten, dass die Musik in allen dreien kein nebensächliches Beiwerk ist, sondern die Aufführung ohne nicht denkbar – oder zumindest ganz anders – wäre. 

Auch der Preisträger fungiert als Musiker und Komponist auf der Bühne, ist Teil des Ensembles, in dem jeder einzelne zu einem Gesamtkunstwerk beiträgt.

Seine Musik geht der Geschichte auf den Grund, legt clusterartig Schichten frei, nimmt Stimmungen vorweg, suggeriert, schwingt nach. Er ist ein Meister der nuancenreichen Zwischentöne, erfasst so empathisch den Charakter des Stückes und hilft, es zu verstehen.“

Herausragende darstellerische Leistung

  • Nadja Brachvogel für ihre darstellerische Leistung in Der kleine hässliche VogelFollow the Rabbit, Graz

„Wir haben dieses Jahr drei schauspielerische Einzelleistungen nominiert, die uns beeindruckt haben, weil sie ihre Rolle jeweils auf den Punkt bringen. Sie erzeugen Spannung und Humor und erweisen sich als wandlungsfähig. Nichts bleibt an der Oberfläche.

Sie zeichnen sich durch Präsenz im Großen und Präzision im Kleinen aus.

Apropos klein. Den Preis gewinnt eine Darstellung, die ganz besonders klein ist und somit auch besonders groß, weil sie zeigt, wie vielfältig der Weg vom schüchternen Mauerblümchen zum nicht mehr ganz so schüchternen Mauerblümchen sein kann und wie viel man erzählen kann, indem man einfach mal lieber nichts sagt.“ 

Die internationale Jury, bestehend aus Brigitte Dethier (Deutschland), Uwe Heinrich (Schweiz) und Peter Kus (Slowenien) vergab die Preise in den zwei Hauptkategorien wie folgt:

Herausragende Produktion für Kinder

  • Das ist ja ein Dingmakemake produktionen, Wien 8+ 

„Ein Ding ist ein Ding ist ein Ding …

Aber ist ein Ding auch immer genau so, wie wir es uns denken? Ist ein Tisch immer genau der Tisch, den ich mir vorstelle? Die drei DarstellerInnen und der Musiker von makemake produktionen erfinden vor unseren Augen ein neues Vokabular und lassen uns an dem Erfindungsprozess teilhaben. Wir werden uns bewusst, wie viele Varianten zum Beispiel das Ding Tisch in sich birgt.

Das besonders Reizvolle an dieser Produktion ist: Es ist eine Vorstellung über Dinge, aber die Darsteller benötigen keine Dinge. Nur der Musiker, der benutzt Dinge und so gut wie keine konventionellen Instrumente. Es lassen sich viele schöne Ideen benennen: die Auflösung von Subjekt und Objekt, wenn die DarstellerInnen sich gegenseitig als Dinge benutzen, die Gedanken, welche Dinge einem Ort seine Bestimmung geben, der Umgang mit den Dingen, der einem bewusst macht, wie unachtsam wir manchmal mit ihnen umgehen, die Umdeutung der Dinge, wenn ein Schirm zum Staubsauger mutiert, weil er so behandelt wird.

Dabei lässt die Inszenierung in ihrer Art der spielerischen Untersuchung dem Zuschauer genug Luft für seine eigenen Gedanken und Interpretationen. Sie verschafft uns einen wertschätzenden Blick, aber sie zwingt uns nicht zur Wertschätzung.

Gespannt waren wir bei diesem losen Assoziationsbogen, was das Ende sein könnte, denn die größte Gefahr bei der Collagentechnik ist immer die Beliebigkeit.

Da rollen jede Menge weiße Dinge auf die Bühne und die Menschen müssen damit umgehen. Und wie schaffen wir Menschen Ordnung in die Dinge? Wir geben ihnen einen Namen und stecken sie in eine Schublade. Aber da bleiben die Dinge nicht.

Sie lassen sich nicht so einfach eingrenzen. Denn am Anfang haben wir ja gelernt, dass ein Tisch nicht einfach nur ein Tisch ist.“

Herausragende Produktion für Jugendliche

  • BOOOM!!!SILK Fluegge, Linz 14+

„Der herausragende Moment während der vier für den STELLA-Jugendtheaterpreis nominierten Aufführungen war der, als der Schuh flog!

In der Inszenierung BOOM!!! bewarf ein Zuschauer eine Performerin mit seinem Turnschuh – und plötzlich brach die Welt in das Theater ein. Der Zuschauer wurde gezwungen, Partei zu ergreifen: Sollte er die angegriffene Person schützen oder den Protest aus dem Publikum unterstützen? 

Tausende Assoziationen überfluteten das Hirn. Private Erinnerungen an Situationen, in denen man sich schützend vor eine Person gestellt hatte, kamen dazu. Diese wurden von Erinnerungen an Momente torpediert, in denen man eben genau das nicht getan hatte. Der berühmte Schuhwurf gegen Bush im Irak blitzte auf und gleichzeitig stellte sich die Frage: Ist das, was da gerade um mich herum passiert, wirklich echt? Als dann auch noch die Choreographin in den Zwist einstieg und der Besucher aus dem Raum gedrängt wurde, kamen noch Fragen über die cVerantwortlichkeit der KünstlerInnen für das, was sie auslösen, dazu. Hatten wir doch vorher eine Arbeit über die Techniken der Gewaltdarstellung im Wrestling aus sicherer Distanz erlebt. 

Noch früher – bevor das Wrestling die Inszenierung in den Würgegriff nahm – hatten twerkende Hintern, eine platzende Blutblase und ein Putzkommando vielfältige Assoziationen über Sex, Gewalt und Gender ausgelöst. Doch all das war irgendwann unter den Konventionen des Wrestling begraben worden. Man war gerade dabei, sich etwas von der dreckigen, kaputten Widersprüchlichkeit des Alltags der WrestlerInnen statt der glatten TV-Ästhetik der Inszenierung zu wünschen. 

Doch dann katapultierte einen der Schuhwurf aus der Comfort Zone. Das leichte Unwohlsein bei der vorangehenden distanzlosen Zur-Schau-Stellung der Faszination an Gewalt machte plötzlich Sinn. Der Gruppe SILK Fluegge war es mit diesem einen – inszenierten – Moment gelungen, einen völlig neuen Blick auf ihre Arbeit zu evozieren. Sie haben auf herausragende Weise gezeigt, dass alle Kunst der Rückkopplung in die Wirklichkeit bedarf. 

Wir wünschen ihnen und uns, dass wir noch viele derartig unkonventionelle Rückkopplungen theatralischer Erfindungen erleben dürfen, damit wir nicht irgendwann selber in der Wirklichkeit den Schuh werfen oder an den Kopf bekommen.“ 

Fakten: STELLA-Darstellender.Kunst.Preis für junges Publikum

Der STELLA-Darstellender.Kunst.Preis für junges Publikum wurde zum ersten Mal im Jahr 2007 verliehen und ist der einzige österreichweite Preis für herausragende Leistungen im Kinder- und Jugendtheater in Österreich.

Der STELLA ist eine Initiative der ASSITEJ Austria, dem Dachverband der österreichischen Theater- und Tanzszene für junges Publikum. Er erfüllt den Wunsch, das Potential, die Kreativität und die Professionalität dieses Genres aufzuzeigen.

Der STELLA15 ist eine Produktion der ASSITEJ Austria und fand vom 19. bis 23. Oktober in Wien statt.

Der STELLA15 in Wien wird unterstützt von der Kulturabteilung der Stadt Wien sowie der Sektion II „Kunst und Kultur“ des Bundeskanzleramts.

Die ASSITEJ Austria wird unterstützt von der Stadt Wien, den Ländern Oberösterreich, Niederösterreich, Vorarlberg, Salzburg und Steiermark sowie vom Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres.

Wir danken den Partnern des STELLA15: DSCHUNGEL WIEN, Figurentheater Lilarum, Burgtheater, Theater der Jugend, Volkstheater, WERK X

 

Brigitte Walk | Schauspielerin, Theaterpädagogin und Regisseurin

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Der Sonderpreis des Vorstands der ASSITEJ Austria ist ein Vergabepreis: Der  Vorstand der ASSITEJ Austria zeichnet die langjährige herausragende kulturpolitische und/oder künstlerische Leistung einer Person, einer Gruppe oder einer Institution auf dem Feld der darstellenden Kunst für junges Publikum aus. 2015 fiel die Wahl auf die Schauspielerin, Theaterpädagogin und Regisseurin Brigitte Walk aus Vorarlberg.

Brigitte Walk hat ihre Ausbildung als Schauspielerin und Tänzerin an der Musicalschule Theater an der Wien und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst bei Sam Cayne sowie am Konservatorium der Stadt Wien und am National Theatre in London absolviert und Theaterpädagogik mit BuT-Abschluss in Reutlin-gen (D) studiert. Nach Engagements in Österreich, der Schweiz und in Deutschland war sie fast zehn Jahre am Vorarlberger  Landestheater und gründete und leitete die Abteilung für Vermittlung und Theaterpädagogik. Für Kinder und Jugendliche spielte sie am Theater der Jugend in Wien und in freien Gruppen in ganz Österreich.

Sie inszeniert Stücke mit Jugendlichen an ungewöhnlichen Orten und entwickelt Performances mit Lehrlingen, arbeitet mit Musikern, an Kunsthäusern und europaweit als gefragte Dozentin. Sie hat Lehraufträge an der Universität Innsbruck, an der Pädagogischen Hochschule in Feldkirch und am Vorarlberger Landeskonservatorium. Sie ist Gründerin und Leiterin der Compagnie walktanztheater.com, die genreübergreifende Stücke im Bereich Tanz/Theater entwickelt. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet.