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Die Preisträger_innen des STELLA17 stehen fest. Die Jury hat wie folgt entschieden:
Die Ausstattung der drei nominierten Produktionen entführen allesamt in phantastische Welten und scheinen Träumen vom Spielen entsprungen. Alle drei arbeiten mit einfachen Mitteln und Materialien, die, in der verwendeten Fülle und Stringenz, jedoch neue Welten für das Publikum öffnen.
Da gibt es immer neue kleine Bühnenbilder und Requisiten, die immer schon da, jedoch bisher versteckt waren. Dort findet man sich in einer Westernwelt par excellence, die durch die Ausleuchtung real und fühlbar wird. Und schlussendlich ist das Bühnenbild Programm, und man darf selbst enscheiden, welchen der liebevoll und unterschiedlich gestalteten Räume man als nächstes sinnlich erleben und erfahren möchte.
Die von der Jury ausgezeichnete Ausstattung animiert zu Spiel und Fantasiereisen. Man staunt über so effektvoll umgesetzte Zauberei und wird von den immer neuen kleinen Bühnenbildern, Requisiten und Kostümen die unerwartet zum Vorschein kommen, überrascht. Altbekanntes wird innovativ neu erfunden, Schattenspiele und Umzugskartons beschenken uns und Alice mit einem fantastischen Wunderland. Carola Volles hat dieses für das Landestheater Linz geschaffen.
Der STELLA18 für herausragende Ausstattung geht an Carola Volles für „Wunderland!“.
Matthias Naske, Intendant des Wiener Konzerthauses, spricht davon, Exzellenz zu teilen. Er spricht davon, die Tradition in der Musik zu leben, indem man sich die Freiheit der Zeit nimmt und den Kern immer neu betrachtet.
Beides, Exzellenz mit dem jungen Publikum zu teilen und sich die Freiheit der Zeit zu nehmen, gelingt den drei Nominierten in der Kategorie „Herausragende Musik“ ohne jeden Zweifel hervorragend.
Da werden auf den ersten Blick sich einander fremde Stilrichtungen virtuos kombiniert, dort nimmt ein witzig gearbeiteter Zitate-Reigen Entwicklungen der Geschichte vorweg und schlussendlich kommt man den Ohrwürmern zeitgenössischer Oper, musiziert von Kindern für Kinder, nicht aus. Alle drei so unterschiedlichen Musikrichtungen – Alternativ, Neue Volksmusik, Klassik, Zeitgenössische Oper – zeigen die Breite der Zugänge.
Die von der Jury ausgezeichnete Musik berührt das Publikum intensiv und hat innerhalb der Inszenierung großes eigenständiges Gewicht. Sie ist ästhetisch, mystisch, spielt virtuos mit Assoziations-Ketten zwischen traditionsreichen inneren Bildern und sehr heutigen seelischen Empfindungen. Sie teilt Exzellenz in Komposition und Aufführung.
Der STELLA18 für herausragende Musik geht an Clara Luzia für die Musik in „Von den wilden Frauen“.
Es gab in dieser Saison viele herausragende schauspielerische Leistungen zu sehen und zu erleben. Trotzdem haben wir uns für 3 Darstellerische Leistungen entschieden, die uns eben ein Stück weit noch mehr beeindruckt und die uns nachhaltig berührt haben.
Nominiert sind einmal eine Sängerin, die durch das Verschmelzen von Musik und Darstellung, das Publikum mit einer zauberhaften Leichtigkeit zum begeisterten Mitmachen animiert. Ein Schauspieler Duo, das durch Natürlichkeit und Intensität besticht, und ein Schauspieler, der mit großer Authentizität und unbändiger Spielfreude, sein Publikum in seine Welten mitnimmt.
Entschieden haben wir uns für jemanden, der fern von Alter oder Norm, dem Publikum das Universum großer Stoffe, durch seine Präsenz, seine spielerische Leidenschaft und seine Freude an der Verwandlung, näher gebracht hat. Sei es als Parzival, dem Junggebliebenen in vollen Kräften Stehenden, dem man sich nicht entziehen kann oder als Merlin, dem man von der ersten Sekunde an vertraut und zu dem man aufschauen mag.
Der STELLA18 für eine herausragende darstellerische Leistung geht an Klaus Huhle für seine herausragenden darstellerischen Leistungen als Parzival in „Parzival“ und und als Merlin in „König Artus“.
Die vier Nominierungen in der Kategorie „Herausragende Produktion für Kinder“ spiegeln die vielfältige Breite an Themen und Geschichten für Kinder wider, wie sie im vergangenen Jahr auf den Bühnen in Österreich zu sehen waren.
Ein aktuelles gesellschaftsrelevantes Thema wird mit großer Leichtigkeit, Witz und philosophischer Tiefe besprochen, digitale Lebenswelten werden mit beglückendem und überraschendem Ausgang körperlich spürbar, ein mittelhochdeutscher Klassiker zelebriert das Theater als Ort der Illusion und wild-poetische, radikale Sagen sind kaum greifbar, dafür umso stärker fühlbar.
Die heurige Gewinner-Produktion ist komplex und klar zugleich. Sie kennt ihr Publikum und fordert es. Sie ist magisch, mystisch, bildhaft, sinnlich und wirft einen ohne Einstieg mitten ins Geschehen. Ohne Schluss verlässt man zwar den Theatersaal, die Atmosphäre aber wirkt lange nach. Erzählung, Musik, Tanz und Bühnenbild fungieren als sich ergänzende Schichten. Es geschieht um ein Vielfaches mehr, als wir fassen können.
Mit Hochsprache und Dialekt, Alternative-Musik, Jodler, und Kunstlied als ästhetischen Mitteln werden Geschichten vom Volk der Saligen, der Gesellschaft und der Freiheit erzählt.
Der STELLA18 für eine Herausragende Produktion für Kinder geht an „Von den wilden Frauen“, makemake produktionen, Wien.
Eine schlichte unaufgeregte und zugleich berührend fesselnde Coming-of Age-Geschichte rund um eine ungleiche Freundschaft, ein besonders mutiges interaktives Klassenzimmerstück, das sich selbst scheinbar dem Zufall überlässt und dabei alle verstört, ein zeitgenössisches Tanzstück für junges Publikum sinnlich, hochkomplex und perfekt durchchoreografiert, und ein famos gespieltes partizipatives Projekt, das stimmungsvoll einen steinigen Weg zum Erwachsenwerden, nachskizziert.
Diese vier nominierten Produktionen zeigen wie verschieden herausragende Produktionen sein können. Und doch treffen sich alle auf einem gemeinsamen Nenner: Diese besonders beeindruckende Konsequenz, mit der alle vier komponiert sind, berührend, stimmungsvoll klar und authentisch erzählen sie nicht nur Geschichten, sondern fordern das Publikum heraus und regen es an sich mit dem Gesehenen zu beschäftigen.
Der Sieger in dieser Kategorie schafft es ausgehend von einem großartigen und witzigen Text reduziert auf hochklassiges Sprechtheater das Publikum restlos mit viel Empathie in seinen Bann zu ziehen. Es zeigt zwei Jugendliche, die trotz ihres Handicaps zwei ganz normale Jugendliche sind, zwei ganz normale Menschen mit den gleichen Problem und Ängsten wie wir alle: Mongos!
Der STELLA18 in der Kategorie herausragende Produktion für Jugendliche geht an „Mongos“ koproduziert von Follow the Rabbit und dem Theaterhaus G7.
SONDERPREIS DES ASSITEJ VORSTANDES
Autorin
Der Sonderpreis des Vorstands der ASSITEJ Austria ist ein Vergabepreis. Der Vorstand der ASSITEJ Austria zeichnet damit die langjährige herausragende kulturpolitische und/oder künstlerische Leistung einer Person, einer Gruppe oder einer Institution auf dem Feld der darstellenden Kunst für junges Publikum aus. 2018 geht der Sonderpreis an Christine Nöstlinger.
(c) Paul Schirnhofer
Christine Nöstlinger wurde am 13. Oktober 1936 in Wien geboren, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Sie wuchs im Arbeitermilieu des Wiener Bezirks Hernals auf und studierte Gebrauchsgrafik an der Akademie für Angewandte Kunst. 1970 schrieb und illustrierte sie ihr erstes Kinderbuch „Die feuerrote Friederike”. Danach folgten über 150 Bilderbücher, Kinder- und Jugendromane und Gedichtbände, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden. Sie wurden mehreren Generationen von Lesern und Leserinnen wichtige Wegbegleiter.
Sie durchbrach konsequent sprachliche und thematische Tabus. Ihre Geschichten sind mit großer Empathie und Emanzipationsanspruch und immer aus Sicht der Kinder geschrieben. Protagonisten ihrer Bücher sind oft Außenseiter und Kinder in schwierigen sozialen oder familiären Verhältnissen.
Ihr Werk wurde international mehrfach ausgezeichnet. Sie war 2003 die erste Preisträgerin des ALMA (Astrid Lindgren Memorial Award, der „Nobelpreis der Kinderliteratur“ zusammen mit Maurice Sendak), sie erhielt die Andersen Medaille sowie zahlreiche weitere nationale und internationale Preise.
Eines ihrer bekanntesten Bücher „Konrad oder das Kind aus der Konservendose“ wurde als Film, Theaterstück und Kinderoper auf internationalen Bühnen inszeniert. Aus ihrer enorm produktiven Buchstabenfabrik – wie sie ihre Kunst selbst nannte – kamen aber auch Drehbücher, Hörspiele und weitere Theaterstücke. Daneben arbeitete sie als Kolumnistin für Rundfunk, Zeitungen und Magazine. In Österreich trugen die Hörfunkserien „Dschi-Dschei-Wischer“ und später „Rudi, der Radiohund“ zu ihrer großen Popularität bei. Sie schrieb auch für Erwachsene, u.a. die Autobiografie „Glück ist was für Augenblicke“ und Lyrik im Wiener Dialekt („iba de gaunz oaman leit“).
Sie engagierte sich in Reden, Interviews und auch privat für Menschenrechte, für die Gleichstellung der Frau und gegen ökonomische und soziale Benachteiligung. Von 1997 -1999 war sie Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation „SOS Mitmensch“.